Die Saldenmechanik Wolfgang Stützels und das Rheingold

Der Wirtschaftswissenschaftler Wolfgang Waldner, der Bücher über das Saysche Theorem geschrieben hat, ist nun Rheingolder. Einer seiner neuesten Essays drehen sich um den Logiker Wolfgang Stützel.

Die Konrad Adenauer Stiftung zitiert den Wirtschaftsweisen Peter Bofinger zu Stützel wie folgt:
„Wolfgang Stützel war einer der kreativsten, vielseitigsten und vielleicht auch einer der umstrittensten deutschen Ökonomen des 20. Jahrhunderts.“ In den 60er Jahren wirkte Wolfgang Stützel im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der BRD.

Wir danken Herrn Waldner für die freundliche Genehmigung, sein Essay hier übernehmen zu dürfen und gestatten uns eine kurze Vorbemerkung:


Wolfgang Waldner

Betriebswirtschaftliches (Mikroökonomisches) und volkswirtschaftliches (makroökonomisches) Denken unterscheidet sich dramatisch. Als Beispiel: Es mag für einen Unternehmer betriebswirtschaftlich geboten sein, seine Produktion nach China zu verlagern, um auf dem deutschen Markt kostentechnisch bestehen zu können. Das ist betriebswirtschaftlich gedacht. Wenn jetzt alle ihre Produktion nach China verlagern, um kostengünstiger auf dem deutschen Markt verkaufen zu können, werden dort die Produkte allerdings nicht mehr gekauft, da ja keiner mehr produziert, folglich auch nicht mehr kaufen kann. Das ist volkswirtschaftlich gedacht.

Nun gehen leider die meisten Ökonomen und Politiker mit einer betriebswirtschaftlichen Brille an volkswirtschaftliche Probleme und wundern sich, daß ihre Handlungen und Empfehlungen ganz anders wirken als betriebswirtschaftlich zu erwarten gewesen wäre.

Über die dezentrale Emission des Rheingolds, wodurch wir ja nun zumindest währungstechnisch als Rheingolder unsere eigenen De-Zentralbanken begründen und so gewissermaßen volkswirtschaftlichen Außenhandel betreiben mit vielleicht Einfuhr- oder Ausfuhrüberschüssen, wird, so vermute ich, volkswirtschaftliche Denkweisen für das handelnde Individuum nicht nur verständlich, sondern persönlich wichtig. Er kann nun die irrigen Rezepte der Wirtschaftspolitik durchschauen und im Rahmen seiner Rheingold-Möglichkeiten lindernd gegensteuern.

Hier das Essay:

Die Saldenmechanik

Die Saldenmechanik einer Ökonomie ist eigentlich völlig trivial und entspricht formal den Regeln der Buchführung. Alles andere als trivial sind allerdings die makroökonomischen Einsichten, die sich mit Hilfe dieser Saldenmechanik gewinnen und leicht begründen lassen. Sie widersprechen völlig dem mikroökonomischen Denken und den einzelwirtschaftlichen Erfahrungen der Menschen, vor allem natürlich dem Denken der schwäbischen Hausfrauen und Unionspolitiker.

Erster Lehrsatz:

Einnahmen = Ausgaben

Je mehr die Menschen in einer Ökonomie ausgeben, desto größer werden ihre Einnahmen und umgekehrt: Je mehr die Menschen in einer Ökonomie sparen, desto geringer werden ihre Einnahmen und desto stärker verarmen sie. Das Sparen ist die Ursache aller Wirtschaftskrisen und je härter gespart wird, desto größer wird die Not der Bürger. Es reicht völlig, mit dem Sparen aufzuhören, um jede Wirtschaftskrise zu beenden. Natürlich sind Politiker und VWL-Professoren nicht so dumm, dass sie das nicht begriffen hätten. Für die herrschende Klasse dienen die Wirtschaftskrisen zu Lohnsenkung und Sozialabbau und zur Disziplinierung der lohnabhängigen Arbeiter. Brauchen die Reichen wieder billige Lohnsklaven und willige Dienstmädchen, dann verursachen sie durch Sparpolitik und Stabilitätspolitik (Hochzinspolitik) eine Wirtschaftskrise (nach der anderen). Die Massenmedien erklären die Krise und die Massenarbeitslosigkeit dann mit überhöhten Löhnen und einem angeblich unbezahlbaren Sozialstaat und fordern höhere Profite, damit die Reichen wieder mehr Arbeitsplätze schaffen könnten. Natürlich sind auch Journalisten nicht so dumm, dass sie es nicht besser wüssten, aber sie werden genau für diese Behauptungen bezahlt.

Zweiter Lehrsatz:

Geldforderungen = Geldschulden

Eine Ökonomie kann durch das Sparen von Geld nicht reicher werden. Die Summe aller Geldvermögen und Schulden ist immer Null. Die Höhe der Geldvermögen bestimmt die Höhe der Schulden. Um die Schulden in der Ökonomie zu senken, etwa die Verschuldung des Staates, müssten auch die Geldvermögen (der Reichen) abgebaut werden. Ohne die Geldvermögen der Reichen abzubauen, müsste der Versuch der Regierung, ihr Haushaltsdefizit zu senken, immer scheitern, oder die Regierung müsste einen anderen Schuldner finden (zum Beispiel der Wirtschaft oder dem Ausland oder den Armen) und diesem die Schulden aufzwingen, die sie selber im Haushalt nicht mehr machen will. Prinzipiell dient aber die Forderung nach einem Haushaltsausgleich in einer Krise immer der Verschärfung dieser Krise. Denn in einem Markt muss der Saldenausgleich (Forderungen = Schulden) erzwungen werden, indem die Einkommen plötzlich sinken, so dass die Sparer weniger sparen können und die Schuldner mehr Schulden machen müssen, als sie eigentlich geplant und beabsichtigt hatten. Der Saldenausgleich erfolgt also durch den Zusammenbruch der Ökonomie, wenn die geplanten Ersparnisse größer als die geplante Verschuldung ist.

Dritter Lehrsatz:

Einnahmenüberschuss eines Sektors der Ökonomie = Ausgabenüberschuss der anderen Sektoren

Jeder Sektor einer Ökonomie kann versuchen, weniger auszugeben als er einnimmt. Ist doch ganz einfach, denkt die naive schwäbische Hausfrau und denkt der Politiker: Weniger ausgeben als wir einnehmen und schon haben wir alle viel Geld gespart. Weiter denken die meisten Politiker nicht oder sie stellen sich wenigstens so dumm. Dabei sind die Konsequenzen des Sparens völlig klar und unbestreitbar:Sobald alle Sektoren einer Ökonomie konsequent und unbeirrbar versuchen würden, weniger auszugeben als sie einnehmen, würde die Ökonomie sofort zum völligen Stillstand kommen. Niemand könnte noch irgendetwas verkaufen und niemand würde mehr Geld verdienen.

Game over!

Schlussfolgerung:

Damit eine Ökonomie nicht in eine sich selbst verstärkende Spirale der Unterauslastung gerät, muss die folgende Bedingung erfüllt sein:

geplante Einnahmeüberschüsse <= geplante Ausgabeüberschüsse

Sind die geplanten Einnahmeüberschüsse (das angestrebte Sparen) kleiner als die geplanten Ausgabeüberschüsse (die Verschuldung), dann wächst die Ökonomie bis zur Vollauslastung des Produktionspotenzials real und darüber hinaus nominal (zuletzt steigen nur noch die Preise). In der Regel wird der Umfang des geplanten Sparens und der geplanten Verschuldung von der Geldpolitik der Notenbank mit entsprechend angepassten Zinssätzen für das Zentralbankgeld gesteuert.

Die sogenannte Geldschöpfung aus dem Nichts

Das Thema der Kreditgeldschöpfung hat zu einigen Missverständnissen geführt. Zum Beispiel, dass die Banken das „aus dem Nichts“ geschaffene Geld doch auch für sich selbst aus dem Nichts zaubern und damit Gewinne für sich erzeugen oder Verluste ausgleichen könnten. Bei der Geldschöpfung wird aber nur ein Kreditverhältnis dokumentiert und von der Bank abgewickelt. Die Bank braucht für die Geldschöpfung also einen Kreditnehmer mit Sicherheiten! Diese Sicherheiten werden dann von der Bank durch den Kreditvertrag belastet. Ohne belastbare Sicherheiten findet die Geldschöpfung nicht statt. Natürlich kann eine Bank theoretisch auch ihre eigenen Sicherheiten, zum Beispiel ein Gebäude oder eingekaufte Edelmetalle bei einer anderen Bank als Sicherheiten für einen Kredit belasten lassen; oder sie reicht gekaufte Wertpapiere bei der Zentralbank als Sicherheit für Zentralbankgeld ein. In keinem Fall aber kann die Bank mit der Geldschöpfung aus dem Nichts unmittelbar einen Gewinn für sich selbst erzeugen.

Noch verständlicher wird die Geldschöpfung mit Hilfe der Saldenmechanik. Bei der Kreditaufnahme selbst ändert sich durch die Kreditvergabe noch überhaupt nichts an den Geldvermögen und Schulden in der Ökonomie. Denn der Kreditnehmer hat genau in der Höhe seiner aufgenommenen Schulden ein Guthaben auf dem Konto. Der einzige Unterschied ist der Termin, denn das Guthaben auf seinem Konto ist eine sofort fällige Forderung an die Bank und kann sofort für einen Kauf durch den Schuldner verwendet werden. Das war ja der Zweck der Verschuldung. Die Bank muss mit ihrer Forderung die vereinbarten Tilgungszeiträume abwarten.

Sobald der Schuldner das Geld auf seinem Bankkonto zur Begleichung seiner Schuld aus einem Kauf verwendet, haben wir Saldenmechanisch einen Überschuss seiner Ausgaben über seine Einnahmen. Der Rest der Ökonomie hat damit einen Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben und es ist durch den Kauf zusätzliches Geldvermögen entstanden.

Um es noch deutlicher auszudrücken: Die eigentliche (Netto-)Verschuldung entsteht durch einen Kauf, nicht durch die Geldschöpfung. Der Käufer hat dem Verkäufer einen entsprechenden Preis zu zahlen, also einen bestimmten Betrag an Geld. Diese Forderung des Verkäufers entsteht mit dem Kauf. Der Käufer kann nun den geschuldeten Geldbetrag bei seiner Bank gegen Sicherheiten leihen. Mit der Überweisung des Geldbetrags an den Verkäufer erlischt dessen Forderung an den Käufer.

Die Kreditgeldschöpfung ist also eine Bilanzverlängerung, während durch den Kauf von Gütern eine zusätzliche Verschuldung (ein Ausgabenüberschuss des Käufers und ein Einnahmeüberschuss des Verkäufers) mit entsprechenden Forderungen in der Ökonomie entsteht. Diese zusätzliche Verschuldung kann nur dadurch wieder verschwinden, dass der Verkäufer mit dem eingenommenen Geld selber wieder kauft und dabei ein bisheriger Schuldner mit einem Ausgabenüberschuss nun wieder einen Einnahmeüberschuss realisiert.

Wie wirkt die Sparpolitik in Griechenland?

Wer die Saldenmechanik verstanden hat, wundert sich über die Folgen der griechischen Sparpolitik nicht:

Als in Griechenland im Jahr 2009 mit dem Sparen begonnen wurde, lag die Verschuldung des Staates bei etwa 120 % der griechischen Wirtschaftsleistung. Inzwischen sind die Schulden auf 160 % der jährlichen Wirtschaftsleistung gestiegen. Das lag daran, dass die Sparpolitik erstens zu einem Einbruch der Konjunktur geführt hat und zweitens zu sinkenden Staatseinnahmen und steigenden Staatsausgaben.

Die griechische Staatsverschuldung liegt im Augenblick bei 360 Milliarden Euro und die jährliche Wirtschaftsleistung sank auf unter 220 Milliarden Euro im Jahr 2011.

Selbstverständlich hätten die Reichen in Griechenland genug Geld auf ihren Konten in der Schweiz und anderswo, um durch die Besteuerung der Vermögen und Einkommen dieser Reichen die griechischen Staatsschulden tilgen zu können. Der griechische Staat müsste dazu nur die Villen und Ländereien erfassen, allein das Bauland der griechischen Inseln ist ein Vielfaches der Staatsverschuldung wert. Eine kleine Steuer für Vermögen in Immobilien würde schon reichen.

Aber durch das Sparen an den Armen sinken die Schulden nicht. Nur wenn die Reichen weniger Geldvermögen bilden und auf ihre Auslandskonten schaffen, dann kann die Verschuldung Griechenlands wieder sinken. Das wollen die Reichen aber nicht, sondern die Politiker sollen mit Sozialkürzungen und Personalabbau an den Armen sparen.

Makroökonomie oder Saldenmechanik?

Makroökonomisches Denken unterscheidet sich vom mikroökonomischen Denken darin, dass es die gesamten Zusammenhänge ökonomischer Vorgänge beachtet.

Die mikroökonomische Betrachtung ist beschränkt, weil sie zum Beispiel bei sinkenden Löhnen einfach die Nachfrage nach Arbeit steigen sieht oder von weniger Konsum mehr Ersparnis erhofft – weiter kann von einem mikroökonomischen Standpunkt aus nicht gedacht und argumentiert werden. Für ein Individuum ist die mikroökonomische Betrachtung auch richtig, denn wenn es seine Arbeit billiger anbietet, steigen die Chancen auf einen Job, und wenn das Individuum weniger konsumiert, steigen seine Ersparnisse.

Der Makroökonom weiß, dass sinkende Löhne Folgen haben wie niedrigere Einkommen, sinkende Preise bis hin zu einer deflationären Depression, steigende Realverschuldung und Realverzinsung, Konsumverzicht und sinkende Investitionen.

Das Publikum ist leicht geneigt, auf die mikroökonomischen Argumente hereinzufallen, weil sie den persönlichen mikroökonomischen Erfahrungen entsprechen. Außer den Makroökonomen denken alle Menschen mikroökonomisch, weil das die einzelwirtschaftliche Realität jedes Menschen, von Unternehmern oder Haushalten ist. Die Saldenmechanik ist ein wirkungsvolles Mittel, ganz einfache makroökonomische Denkweisen zu verbreiten, wie etwa Ausgaben = Einnahmen oder Geld = Schulden.

Bei der von Prof. Wolfgang Stützel beschriebenen „Saldenmechanik“ haben wir keine wirklich neuen makroökonomischen Erkenntnisse, aber eine didaktisch wirkungsvolle Darstellung des wichtigen Kerns der Makroökonomie und ihres Geldwesens (Wolfgang Stützel, 1958: “Volkswirtschaftliche Saldenmechanik”). Angelehnt an die doppelte Buchführung – und daher dem Publikum sehr vertraut – lehrte Stützel, dass zum Beispiel ein Einnahmeüberschuss eines Sektors der Ökonomie nur bei einem Ausgabenüberschuss der übrigen Sektoren oder in der Außenbilanz möglich wird.

Wenn zum Beispiel der Staat seine Schulden um 100 Milliarden reduzieren will, dann reicht es nicht, dass der Staat seine Ausgaben um 100 Mrd. reduziert, sondern die anderen Sektoren der Ökonomie wie Haushalte und Unternehmen oder das Ausland müssten ihre Ersparnisse um 100 Mrd. reduzieren oder ihre Verschuldung um 100 Mrd. steigern. Falls weder das Ausland noch die Haushalte und Unternehmen dazu bereit sind, dann wird das „Sparen“ der Regierung bei ihren Ausgaben nur zu einem entsprechenden Einbruch der Konjunktur führen.

Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Bundesbank ist ein gutes Beispiel für die saldenmechanischen Zusammenhänge, wie Jörg Buschbeck, ein überzeugter Anhänger der Saldenmechanik, in seinem Blog unlängst gezeigt hat:


Prof. Dr. Peter Bofinger

Die Zahlen sind für das Jahr 2009 und die Einnahme-Überschüsse der Haushalte und Unternehmen mit 150,1 Mrd. Euro, der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften in Höhe von 19,87 Mrd. und der finanziellen Sektoren mit 29,01 Mrd. ergeben als Summe Einnahme-Überschüsse von 198,98 Mrd. Euro.

Diese Überschüsse erfordern zum Ausgleich einen Exportüberschuss von 119,66 Mrd. und eine Zunahme der Staatsverschuldung für den Restbetrag in Höhe von 79,32 Mrd. Euro.

Quelle: Global Change 2009

Diese Saldenmechanik ist eine gute Erklärung für die Verursachung einer Wirtschaftskrise in Deutschland durch den Versuch unserer Handelspartner, ihr Handelsdefizit mit Deutschland zu senken, während gleichzeitig die deutsche Regierung den Haushalt ausgleichen will. Damit die Defizite reduziert werden können, müssten sinkende Einnahmen der deutschen Haushalte und Unternehmen deren Überschüsse entsprechend reduzieren. Wenn dann diese Sektoren ebenfalls verstärkt sparen, sind wir in einer sich selbst verstärkenden Depression, in der die Märkte von selbst zu keinem neuen Gleichgewicht finden könnten. Nur keynesianisches Deficit-Spending wäre die Lösung der konjunkturellen Probleme.

Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung kann die ganze Dramatik dieser Zusammenhänge und makroökonomischen Gesetze deutlich machen. Zitat von Prof.  Johannes Schmidt:

Bei jedem Wirtschaftssubjekt (i.S. von: jedem einzelnen) können Einnahmen und Ausgaben voneinander abweichen, bei allen Wirtschaftssubjekten (i.S. von: allen zusammen) sind Einnahmen und Ausgaben zwingend gleich.

Die Bedeutung der Saldenmechanik für die makroökonomische Theoriebildung

Ein überzeugende Kritik der Sparpolitik mit Hilfe von Stützel hatte einst Thomas Strobl auf seinem leider nicht mehr existenten Blog „weissgarnix“ demonstriert. Er zitierte zuerst Stützel:


Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Stützel

Partialsatz: Je geringer die Ausgaben, desto größer der Einnahmeüberschuß. “Sparen” (“Konsumverzicht”) im Sinne einer Einschränkung der Ausgaben und “Sparen” im Sinne der Bildung eines Einnnahmeüberschusses sind also positiv korreliert.

Größenmechanik: Es besteht keinerlei Korrelation zwischen Sparen im Sinne eines Ausgabenrückgangs und Sparen im Sinne eines Einnahmenüberschusses. Vielmehr führt ein Ausgabenrückgang einer Gruppe nur dann zu einem Einnahmeüberschuß, wenn die Komplementärgruppe einen Ausgabeüberschuß vor- oder hinnimmt. Andererseits kommt es bei jeder Gruppe auch ohne Ausgabenrückgang stets zu einem Einnahmenüberschuß, wenn die Komplementärgruppe einen solchen Ausgabenüberschuß vornimmt.

Globalsatz: Ein Ausgabenrückgang führt stets zu einem Einnahmerückgang und nie zu einem Einnahmeüberschuß.

(Stützel, Volkswirtschaftliche Saldenmechanik, S. 74)

Und dann die treffende Schlussfolgerung von Thomas Strobl:

Wenn die Bundesregierung ihren Haushalt durch ein Sparprogramm “sanieren” will, dann befindet sie sich auf dem Holzweg; was sie stattdessen macht, ist nichts anderes, als ihr eigenes Defizit jemand anders aufs Auge zu drücken: ihre eingesparten Ausgaben sind jemand anderes nicht mehr erzielbare Einnahmen. Der Staat wird relativ “reicher”, weil jemand anders in der Volkswirtschaft “ärmer” wird. Nach allem, was wir bislang wissen, werden es die sein, die ohnehin schon zu den Ärmsten zählen.

Hier geht es zu Wolfgang Waldners Webseite: bitte hier klicken

Dieser Beitrag wurde unter Rheingold veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Die Saldenmechanik Wolfgang Stützels und das Rheingold

  1. EuroTanic schreibt:

    Wenn jemand Geld verleiht das er nicht hat (Mindesreserve), und derjenige dann auch noch Zinsen und Sicherheiten dafür verlangt, so ist das für mich Betrug. Ich kann alss Privater auch niemandem 1.000 Euro „geben“, wenn ich nur 100 in der Tasche habe. Das die Privatbanken das jeden Tag durch den Begriff „Bilanzverlängerung“ verschleihern macht es nicht besser.

    • CGB schreibt:

      Es ist ja nicht so, dass Banken Geld verleihen, dass sie nicht haben. Sie tauschen gewissermaßen Kreditforderungen (an den Schuldner) gegen Verbindlichkeiten (gegen sich selbst). Und bei Tilgung wird die Kreditsumme (exkl. Zins!) bilanztechnisch auch wieder vernichtet: „Bilanzverkürzung“ (Aktiv-Passiv-Minderung).
      Problematisch ist dieses System für Staaten, die a) über keine eigene Währung verfügen und b) ein Leistungsbilanz- bzw. Zahlungsbilanzdefizit aufweisen (deren Kreditinstitute verlieren Liquidität an die Banken der Überschussländer und sind zu Kreditvergaben insofern abhängig und/oder eingeschränkt).

  2. Pingback: Nächstes KriWi-Treffen 29.5.2013, 18 Uhr, FU Berlin | Kritische Wirtschaftswissenschaftler*innen

  3. C. Jacob schreibt:

    Der Autor widerspricht sich selbst. Beispiel Griechenland: Wenn Schulden = Einnahmen = Volkwirtschaftlicher Wohlstand wären, dann müsste z.B. Griechenland ein Schlaraffenland sein,
    müsste nicht sparen und wäre auch nicht pleite. Das Spiel funktioniert also nur solange, solange immer mehr Schulden gemacht werden, wäre da nicht der böse, böse Zins (zurecht) für geliehenes
    Geld. Das berücksichtigen diese „Schlauköpfe“ nicht. Und genau deswegen redet man von Staatsverschuldung von 80%, 100% 180% des BIP weil diese Staaten soviel Zins für Ihre Schulden zahlen müssen und nicht mehr erwirtschaften können (von Rückzahlung ist da noch nicht die Rede)! Gäbe es kein Zins wäre die Schuldenmacherei hemmungslos = Staatliche Banken und Geldschöpfung. Gäbe es keinen Zins würd auch niemand Geld verleihen, sprich Geschäfte mit Risiko des Verlustes machen. Ergo: Laut diesen Superschlauen dürften die Staaten nicht dort sein wo sie sind. Willkommen in der Realität! Die Realität hat immer recht! Was bleibt sind geistige Fürze. Egal ob diese proletarisch oder Akademisch sind.

    • C.G.BRANDSTETTER schreibt:

      Ich war auch mal der Pyramidenspiel-Metapher aufgesessen. Durch die Saldenmechanik habe ich erst verstanden, dass es sich beim Zins um eine Einnahme, die (nicht wie bei der Höhe der Kreditsumme) nicht bilanztechnisch wieder vernichtet wird. Die Frage ist dann vielmehr: Wird die Zinseinnahme des jeweiligen Kreditinstituts an die Realwirtschaft zurück ausgegeben oder stellt sie einen Einnahmeüberschuss dar – sofern die Zinseinnahme zu einem Teil kumulierter Einnahmeüberschüsse (Anhäufung von Geldvermögen) wird, erzwingt dieses Geldsparen freilich Ausgabenüberschüsse (zusätzliche Schulden). Fazit: Der Zins fehlt per Saldo nicht – wenn, dann stellt er einen Einnahmeüberschuss dar – die Höhe des gesamtwirtschaftlichen Einnahmeüberschusses generiert den Bedarf gesamtwirtschaftlicher Ausgabenüberschüsse (Verschuldung). Der Autor kennt die Thematik durchaus – jedenfalls fehlt der Zins (per Saldo) nicht: http://www.petersdurchblick.com/2012/03/der-zins-fehlt-nicht.html

Hinterlasse eine Antwort zu EuroTanic Antwort abbrechen